Umweltbildung gilt als Schlüssel für eine nachhaltige Lebensweise.
Die Preysing Grundschule Aschau möchte die Umweltbildung als festen Bestandteil in den Schulalltag integrieren.
Hierzu werden in den Jahrgangsstufen 1 und 2 sowie 3 und 4 Projekte durchgeführt.
Die durchgeführten Projekte werden von den Klassen dokumentiert und die Schule bewirbt sich mit diesen um das Prädikat Umweltschule.
In den ersten beiden Jahrgangsstufen vermitteln die Lehrkräfte ihren Schülern die Bedeutung der Regionalität.
Wir leben in einer Zeit, in der der Bezug zur Natur im alltäglichen Leben eine immer kleinere Rolle spielt – Nahrungsmittel kommen einfach aus dem Regal im Supermarkt. Wir sehen es als unsere Aufgabe, für die Kinder die Abläufe in der Natur in den Blickpunkt zu rücken und sie erlebbar zu machen und diese für die Zusammenhänge zu sensibilisieren.
Aus diesem Grund besuchten die Klassen 1a und 1b am Mittwoch, den 14. Oktober 2020 die Streuobstwiesen von Herrn Georg Loferer bei Rohrdorf.
Die Streuobstwiesen sind ein charakteristischer Bestandteil unserer heimischen Kulturlandschaft. Dort findet man oft einen alten Baumbestand vor mit blütenreichen Wiesen im Unterwuchs.
Was sind Streu/Obst/Wiesen?
Streu
Die Bäume auf den Streuobstwiesen werden in Reihen gepflanzt. Alte und kranke Bäume werden gerodet und es entstehen Lücken. Wenn diese Lücken nicht mit neuen Bäumen gefüllt werden, sieht es aus, als ob die Bäume verstreut in der Landschaft gepflanzt wurden.
Obst
Auf der Streuobstwiese stehen große Obstbäume mit hohen Stämmen. An den Bäumen wachsen Äpfel, Birnen, Quitten, Zwetchgen, Kirschen, Mirabellen, Pfirsiche, Aprikosen und Walnüsse. Die Früchte essen wir. Ein Großteil wird zu Saft, Most, Schnaps, Kuchen, Marmelade, Obstmus oder zu Dörrobst verarbeitet. Die Bäume spenden Schatten und verschönern die Landschaft.
Wiesen
Auf den Wiesen wachsen Gräser und Kräuter. Ein wertvoller Lebensraum für viele verschiedene Tiere und Pflanzen. Zahlreiche Vögel, Käfer, Schmetterlinge und Heuschrecken finden ihre Nahrung, Nist- und Brutmöglichkeiten und Überwinterungsplätze. Nicht umsonst zählen die Streuobstwiesen zu den arten- und strukturreichsten Kulturbiotopen unserer Heimat.
Die Obstgärten werden nicht gespritzt oder gedüngt. Vielerorts werden noch die alten regionaltypischen Sorten gepflegt, in denen das reiche Erbe einer Jahrhunderte alten Kultivierungsarbeit bewahrt ist. Außerdem werden durch die vielfältigen Streuobstprodukte die wunderbare geschmackliche Vielfalt, das sortentypische Aroma und der unschätzbare Wert für unsere Gesundheit erhalten.
Uns an der Preysing Grundschule geht es darum, den Kindern durch wiederholte Ausflüge zu so einer Streuobstwiese im Jahreslauf die natürlichen Zusammenhänge erlebbar zu machen sowie die zur Erhaltung erforderlichen Kulturmaßnahmen zu erleben und zu erlernen. Daher werden wir die Streuobstwies im Herbst zur Erntezeit, im Winter zur Schnittzeit, im Frühjahr zur Blütezeit sowie im Sommer besuchen. Eine Obstwiese über das Jahr zu begleiten, zu untersuchen, visuell und sinnlich zu erfahren, den Lebensweg z.B. eines Apfels von der Blüte über die Frucht bis zum Saft zu verfolgen und zu untersuchen, ob der Baum auch noch mit anderen Lebewesen in Beziehung steht oder andere Lebewesen zu ihm, ist das Ziel dieses Projekts.
Die Kinder sollen ihre Umwelt „be-greifen“ im wahrsten Sinne des Wortes in ihrer unmittelbaren Umwelt.
Sinnliche Erfahrungen sind unerlässliche Voraussetzungen für die emotionale Bindung an Natur und Heimat und für den Erwerb von Verantwortungsbereitschaft. Kennen, schätzen, schützen. Diesen Dreischritt bestimmt die Einstellung zur Natur. Nur was Kinder kennen, können sie schätzen, nur wenn sie etwas wertschätzen, ist es ihnen auch wichtig und schützenswert.
An dieser Stelle danken wir Herrn Loferer, dass er den Kindern einen kindgerechten Zugang zu unserer Kulturlandschaft ermöglicht hat und er so einen wesentlichen Beitrag geleistet hat, dass unsere Erstklässler Achtung vor der Natur und vor der Schöpfung aufbauen.
Zuerst führte Herr Loferer uns zu seiner Kiwiplantage.
Er erklärte den Kindern, dass immer eine weibliche und eine männliche Pflanze in unmittelbarer Nachbarschaft gepflanzt werden muss. Die Halbstammbäume werden als Spalier gezogen. In einem Jahr wächst ein Zweig bis zu 1,5 m. Die reifen Früchte durften die Kinder im Ganzen mitsamt der Schale selbst pflücken und probieren. Je weicher die Früchte sind, um so schmackhafter und süßer sind sie im Aroma. Einen Teil seiner Pflanzen verkauft er in einer örtlichen Gärtnerei in Raubling. Aus einem anderen Teil der Früchte stellt er Marmelade oder Gelee her.
Weiter ging es zu einem Topinamburfeld.
Topinambur ist eine Pflanze und zählt botanisch zur Familie der Korbblütler und zur selben Gattung wie die Sonnenblume. Unterirdisch bildet sie essbare Sprossknollen, die zum Wurzelgemüse zählen.
Die mehrjährige krautige Pflanze wird bis zu 3 m hoch. Der Trieb ist einjährig und stirbt im Herbst ab. Aus einer Knolle bilden sich mehrere aufrechte und nach längerem eintriebigen Wachstum später auch verzweigte Stängel. Die Pflanze wuchert, und die enorme Wuchskraft bedingt, dass schon Bruchstücke der Rhizomknollen reichen, um neu auszutreiben und auch noch in Folgekulturen als „Durchwuchs“ aufzutreten. Der Geschmack der Topinamburknollen ist süßlich, die Konsistenz wässrig und sie erinnert an Artischockenböden, Süßkartoffel. Die Knolle kann sowohl roh in Salaten als auch in Salzwasser gekocht verzehrt werden. Auch frittiert wie Kartoffeln sind sie zum Essen geeignet. Ebenso kann ein Saft als Getränk zubereitet werden.
Topinambur wurde schon Ende des 19. Jahrhunderts für das Brennen von Destillaten verwendet.
Früher wurde auch den Haustieren (Vieh, Pferden, Schweinen) Topinambur verfüttert. Herr Loferer zerkleinert die Blätter der Topinamburpflanze und verkauft diese als Zusatzfutter für Pferde.
Nach dem kurzen Input über die Pflanze durften die Kinder mit ihren Händen Topinamburknollen ausgraben und mit nach Hause nehmen. Vielleicht wächst im nächsten Frühjahr in so manchem Aschauer Garten eine kleine Topinamburkultur.
Über ein großes Feld mit Kürbissen ging es dann zurück zur Streuobstwiese. Die verschiedenen Kürbissorten durften die Kinder bestaunen und jeder durfte sich einen Zierkürbis als Erinnerung mit nach Hause nehmen. Herr Loferer erklärte, dass die Kinder deshalb so viele Kürbisse vorfanden, da in diesem Jahr die Herbstmärkte coronabedingt ausgefallen sind und er somit, nicht wie in den Jahren zuvor, seine Ernte verkaufen konnte.
An der Streuobstwiese angelangt durften die Kinder erst einmal über die Wiese laufen. Sie sollten dabei die Bäume zählen. Im Anschluss erhielten je zwei Kinder ein Stück Papier, ein Stück Wachsmalkreide, um einen Stamm aufzusuchen und dort eine Frottage von der Rinde anzufertigen. Im Anschluss wurden die entstandenen Abdrücke verglichen. Dabei stellten die Kinder fest, dass sich die Abdrücke unterschieden, da auf der Wiese verschiedene Bäume wuchsen. Herr Loferer führte die Kinder zu verschiedenen Apfelbäumen und gab ihnen Äpfel als Anschauungsmaterial mit. Neben den Äpfeln fanden wir Zwetschgen- und Birnbäume auf der Streuobstwiese vor.
Sodann wurde ein großes weißes Leintuch in der Wiese unter den Bäumen ausgebreitet. Nach einiger Zeit konnten die Kinder zahlreiche Käfer auf dem Tuch entdecken. Die Kinder erhielten dann den Auftrag mit ihren Becherlupen auszuschwärmen und die Stämme und Wiesen nach Insekten abzusuchen. Nachdem wir die zahlreichen Funde bestaunt hatten wurden die kleinen Lebewesen wieder in die Freiheit entlassen.
Von unserem ersten Ausflug zur Streuobstwiese nahmen wir zahlreiche Äpfel mit in unser Klassenzimmer.
In der nächsten Stunde untersuchten wir diese mit allen Sinnen. Wie riecht, schmeckt, fühlt sich ein Apfel an? Wie hört es sich an, wenn man in einen hinein beißt?
Die Apfel-Merkmale – die Inneren und Äußeren wurden besprochen. Größe, Form, Farbe, Schale, Kelch, Stiele, Kernhaus und Fruchtfleisch. Nacheinander wurden die Äpfel probiert und die Geschmacksmerkmale notiert. Welches ist die beliebteste Apfelsorte?
Im Herbst ist Erntezeit auf der Streuobstwiese.
Ende Juni beginnt sie mit den Kirschen und dauert bis Anfang November, wenn die späten Apfelsorten pflückreif sind. Je nach Verwendungszweck wird das Obst von Hand gepflückt oder mit dem Schüttelhaken geschüttelt und anschließend aufgelesen. Zuerst wird das Tafelobst geerntet. Alle schönen Früchte legt man in Obstkisten zum sofortigen Verzehr. Allerdings gelangt nur ein kleiner Teil der Äpfel und Birnen aus Streuobstwiesen als Tafelobst in den Handel. Der überwiegende Teil wird weiterverarbeitet zu Saft, Most, Destillaten, Essig oder Dörrobst.
Herr Loferer bringt seine Fallobst zur Firma ORO in Rohrdorf, um daraus Apfelsaft pressen zu lassen.
Die Kinder haben daheim fleißig nach Rezepten mit und rund um den Apfel gesucht. Viele leckere Produkte brachten sie in den Unterricht mit und erzählten wie sie bei der Herstellung vorgegangen sind. Das Angebot reichte von Apfelkompott, Apfelkuchen, Apfelkücheln über Apfelmuffins zu Apfelsaft. Aus ihren mitgebrachten Rezepten erstellten wir ein klasseneigenes Kochbuch, das die Eltern von ihren Kindern als Weihnachtsgeschenk überreicht bekommen haben.